Freitag, 2. September 2011

liturgiepolizei

gestern hatte ich mich ein wenig über die aufgeregt, die eb zollitsch ob seiner jüngsten äußerungen unterstellen, er müsse eigentlich aus dem amt. dabei hatte ich mich an einen beitrag erinnert, den mal jemand beim herrn alipius hat veröffentlichen lassen. dieser beitrag ist gewissermaßen die liturgiekritische mitschrift einer heiligen messe.

wenn ich sowas lese, gehen mir einige fragen durch den kopf.

1. wäre es nicht redlich, den betreffenden priester anzusprechen, statt das messprotokoll (immerhin anonymisiert) zu veröffentlichen? damit er wenigstens direktes feedback bekommt?

2. ist so eine art ministerium für liturgiesicherheit, dessen inoffizielle mitarbeiter mit spitzem bleistift kirchen heimsuchen und messen protokollieren, nicht unwürdig?

3. kann jemand, der ein solches protokoll verfasst, eigentlich an einer heiligen messe als solcher teilnehmen? geht er, wenn er den notizblock stets bereit hat, überhaupt schon mit der angemessenen einstellung dort hin?

6 Kommentare:

  1. Also nur, um die Sache nicht zu streng ausfallen zu lassen, sollte ich vielleicht hinzufügen, daß ich ertens nicht weiß, ob der Leser, von dem der Bericht kam, nicht auch den Priester angesprochen hat und daß mir zweitens der Bericht jetzt auch nicht so wirklich "mitgeschrieben" sondern eher rekonstruierend vorkommt. Wenn Leute mit Notizblock in den Kirchenbänken säßen nur, um irgendwelche Mißbräuche peinlicuh genau festzuhalten, fände ich das auch Scheiße. Aber, wie gesagt, bei dem Bericht und auch bei der dazugehörigen, erklärenden Mail, mit der der Bericht kam, habe ich jetzt nicht so den Eindruck, als sei das hier der Fall gewesen.

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  2. stimmt, da habe ich wahrscheinlich vorschnell zu scharf geurteilt, wofür ich dann auch gern abbitte leisten möchte.

    was mich an der sache eigentlich traurig macht, ist, dass es eine einigermaßen verbreitete einstellung gibt, die solcherart "protokolle" mit einer art wohligem gruselschauer aufnimmt, dann denkt "gut, dass ich sowas nicht gut finde" und sich damit automatisch für ein wenig besser hält als die so beobachteten.

    vermutlich ist niemand von uns vor solchen gedanken und gefühlen gefeit. aber das muss dann echt nicht öffentlich durchgezogen werden.

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  3. Nun unterstellst Du dem Schreiber wieder etwas!
    Woher willst Du wissen, ob er sich für etwas Besseres hält?
    Kritik an der Kritik ist berechtigt, wenn es um die Sache geht, aber wenn Du der Person Hochmut unterstellst, bist Du dann nicht auch hochmütig?
    Ich leide in und unter solchen Messefeiern. Die Gründe für dieses Leiden sind vielschichtig und können hier nicht erläutert werden. Ich könnte Dir zig Messfeiern aus dem Kopf erzählen, in denen es so und noch schlimmer zuging.
    Ich verstehe jeden sehr gut, der sein Leiden mit anderen teilen will und vielleicht sogar muß.
    Dein Anspruch, mit dem Zelebranten das Gespräch zu suchen, ist edel.
    Ich habe das Gespräch immer wieder gesucht, in aller Freundlichkeit, sine ira et studio,...
    Hast Du solche Gespräche schon einmal versucht?

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  4. laurentius, das stimmt so nicht.

    es gibt diese einstellung, ich beobachte sie. ich unterstelle sie dem schreiber aber nicht direkt. das habe ich nicht ganz klar ausgedrückt: hiermit geschehen. der verdacht liegt nahe, und wenn du dir die kommentare, die zu solchen themen z.b. bei kath.net immer wieder zu finden sind, mal ansiehst, ist der verdacht auch nicht von der hand zu weisen.

    (jüngst las ich bei elsa den wortwörtlichen vorwurf, eb zollitsch sei häretiker. sowas meine ich. das ist anmaßend. wäre er häretiker und hätte schon wiederholt häresien geäußert, wie ihm unterstellt wird, wäre er nicht mehr im amt. oder der papst pennt. aber man weiß es halt einfach besser: vertrauen in den primat des papstes wird ersetzt durch ichbezogenheit. aber das führt jetzt auch wieder etwas vom thema weg.)

    in ermangelung von gelegenheiten (mein pfarrer ist in dieser hinsicht ein segen, und auswärts bin ich selten in der messe) habe ich solche ansprachen noch nicht versuchen müssen, würde es aber bestimmt tun. ganz bestimmt.

    zu kritik an der kritik und hochmut: ja, richtig. das fällt auf mich zurück. jemandem pharisäertum zu unterstellen ist an sich schon pharisäisch.

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  5. Ich wollte Dich aber keineswegs des Hochmutes zeihen, nur auf die mögliche Gefahr hinwiesen.
    Also nichts für ungut! ;-)
    Nun habe ich in punkto Ritus leider selten Glück mit den Pfarrern und schon manche unschöne Begegnung gehabt. Kritikunfähigkeit, Lernunwilligkeit und die Unfähigkeit zwischen Sache und Ego zu trennen, ist gerade bei liturgischen Holzhackern weitverbreitet.
    Mein Glückwunsch zu diesem Pfarrer!

    Zur Frage von Msgr. Zollitsch:
    Es ist keien Anmaßung, einem Bischof zu attestieren, daß er häretische Einstellungen vertritt, wenn man den Beweis erbringen kann, das die von ihm vertretene Lehre nicht der Lehre der Kirche entspricht. Ein einfacher Vergleich mit den getätigten Aussgen und ein Vergleich mit den Aussagen des katechismus ist von jedem leicht zu erbringen.Dies kann ja auch unabsichtlich geschehen sein. Also wär der entsprechnde Bischof zwar ein Vertreter häretischer Ansichten, jedoch kein Häretiker, weil er nicht mit Absicht gegen die Lehre der Kirche verstoßen hat.
    Was die Frage de Lehrzucht angeht, so war Rom schon immer sehr großmütig und neigte nicht zu überschnellen Reaktionen. Außerdem kann Rom auch nur auf das reagieren, was dort bekannt ist.

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  6. laurentius, danke: die gefahr ist mir stets bewusst. ungut: sowieso nicht. :-)

    ja. der großmut roms. stünde er den gläubigen hierzulande nicht auch gut zu gesicht? (anders gefragt: ist es wirklich so schlimm, wenn rom noch großmut zeigt?)

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