Freitag, 19. August 2011

aufruf, offener brief, oder so

lieber josef bordat, bitte verfassen sie zum anstehenden besuch des papstes in deutschland (und zu dessen finanzierung) einen ähnlich fundierten und sauber argumentierenden artikel wie diesen hier zum weltjugendtag in madrid (und dessen finanzierung).

in einigen details dürfte die sachlage anders sein, z. b. könnte beim deutschlandbesuch weniger gäste da sein und dürften daher weniger einnahmen aus übernachtungen erzielt werden, aber trotzdem:

bitte.


(es tut not. spiegel online bringt sich schon mal, natürlich unter auslassung der einnahmenseite, in stellung, und matussek ist gerade unterwegs.)

6 Kommentare:

  1. Danke erst einmal für die Blumen. So schade ich es finde, dass ich seit Tagen nur von Geldflüssen und Gewaltausbrüchen höre, wenn es um den WJT geht, und nicht von Hunderttausenden, die fröhlich und friedlich ein Fest des Glaubens feiern, so wichtig ist es wohl, dem allgemeinen ökonomischen Unverstand entgegenzutreten.

    Nur auf die Schnelle:

    Die Veranstaltungskosten i.H.v. ca. 25 Millionen Euro zahlen die Bistümer aus eigenen Mitteln. Hier dürfen sich Kirchensteuerzahler aufregen, aber nicht die Steuerzahler insgesamt. Nota bene: Es gibt tatsächlich Leute, die meinen, dass die Kirchensteuer, weil sie vom Staat treuhänderisch eingezogen wird, auch aus der Staatskasse stammt. Das stimmt sogar de facto, bloß nicht de jure. Das ist so als sage man, das Milliarden-Vermögen der Brüder Albrecht stamme von den ALDI-Kassiererinnen. Auch scheinen einige Kritiker der Kirchenfinanzen nicht zwischen Anlage- und Umlaufvermögen zu unterscheiden (BWL, 1. Semester). Man kann sich nur wundern.

    Es ist darüber hinaus in der Tat schwierig, zu einer seriösen Rechnung für den Papstbesuch in Deutschland zu kommen, zumal man hier nicht nur zwischen Kirchensteuerzahler und Steuerzahler unterscheiden muss, sondern auch zwischen Kosten von Bund, Ländern und Kommunen, ferner zwischen unmittelbaren Kosten für den Staat (Schutz des Papstes) und dessen mittelbaren Kosten (Polizeiaufgebot anlässlich der Gegendemonstration). Auch ist noch nicht klar, wie hoch diese Ausgaben sein werden bzw. mit wie viel Geld kalkuliert wird. Bald soll es dazu Zahlen geben: „Abgeordnete der Linken haben eine kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt. Ihr Betreff: Kosten und Programm des Papstbesuchs im September 2011. Die Antwort steht noch aus, sie wird für die kommende Woche erwartet.“ (Spiegel)

    Zum Vergleich: Der G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 hat wohl 120 Mio. Euro gekostet (90 Mio. Land MVP, 30 Mio. Bund); allein der Sicherheitszaun hat 13 Mio. Euro gekostet. Jeder Castor-Transport kostet etwa 25 Millionen, also soviel, wie der Papst-Besuch die Kirche (nicht den Staat!) kostet.

    Auch ist unklar, wie hoch die Einnahmen aus Sponsoring und Merchandising sein werden. Die Ausgaben der Pilger und die damit verbundenen Mehreinnahmen für Gewerbetreibende in Berlin, Erfurt und Freiburg steigern zudem nicht das Steueraufkommen, weil das Geld ja von Inländern ausgegeben wird, die sonst ihr Bier statt in Erfurt eben in München oder Köln getrunken hätten. Das bringt dem deutschen Fiskus in der Endabrechnung nichts. Allenfalls das Transport- und Hotelgewerbe profitiert per Saldo, beim Einzelhandel kommt es im Wesentlichen nur zur Umverteilung.

    Das ist alles recht komplex und man wird verschiedene Rechnungen aufmachen. Wie dem auch sei: Der moralinsaure Verweis auf den Hunger in Afrika ist und bleibt in einem Land, wo binnen vier Tagen 20 Mio. Euro für Schokolade ausgeben werden (nicht einmal, sondern immer wieder), dieser Verweis ist und bleibt – auch wenn er von einem Qualitätsmedium kommt und nicht von einem anonymen Kommentator im einschlägigen Forum – unangebracht. Nein: Pervers.

    Josef Bordat

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  2. Ach, so: Wenn sich die Kirche dann um die Generierung von Einnahmen kümmert, wird das wie folgt kommentiert:
    http://www.tagesschau.de/ausland/weltjugendtag164.html

    Und wenn dann die T-Shirts günstig sind, dass sie sich jede/r leisten kann (8 Euro), dann spekulieren Kommentatoren über die schlimmen Arbeitsbedingungen in Indien, die offensichtlich nötig gewesen seien, um diesen Preis zu ermöglichen. Nein, sie spekulieren nicht, sie stellen fest.

    Vermutlich meinen die gleichen Menschen, dass ein Bayern-Trikot, weil es 80 Euro kostet, fair hergestellt wurde.

    Wissen Sie was? Ich geb's auf.

    JoBo

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  3. Und ich sage Ihnen auch, warum ich aufgebe: Weil ich mit zweiwertiger Logik aufgewachsen ist. Wenn man aber am Tag n liest, die Ausgaben für den WJT seien zu hoch und das sei schlecht, und am Tag n+1, die Einnahmen aus dem WJT seien zu hoch und das sei auch schlecht, dann sprengt das eingedenk der Tatsache, dass sich Einnahmen und Ausgaben zueinander verhalten wie A und nonA meinen kleinen rheinisch-katholischen Verstand.

    JoBo

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  4. lieber herr bordat, danke für die sehr ausführliche antwort ... wenn sogar sie schon aufgeben, ist es weit gekommen. :-(

    die kirchensteuerzahler dürften in diesem fall wenig zu meckern haben. sollte man meinen.

    jedenfalls sollten sie das, zu gegebener zeit, unbedingt nochmal in ihrem blog schreiben - da wird es vermutlich eher gelesen als hier.

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  5. Das mit dem Blogbeitrag ist schon geschehen:
    http://jobo72.wordpress.com/2011/08/20/4549/

    Dazu gibt es in der Jobo72-Gruppe im „Facebook“ eine kleine Debatte.

    Das ist vielleicht wirklich hart, aber Tagesschau.de ist mir momentan ein einziges Ärgernis, weil sie nur über Nebensachen berichten, die den WJT in einem komplett falschen Licht erscheinen lassen.
    Das zeigt sich auch in dem selten dämlichen Anschlusskommentar:
    http://jobo72.wordpress.com/2011/08/22/si-tacuisses-qualitatsmedium-mansisses/

    Gott sei Dank gibt es Domradio.de! Ein Medium, das nicht nur Lobhudeleien bringt, aber eben weit über dem dumm-dreisten Dauermissverständnis liegt, das sonst Konsens der medialen Kirchenkritik zu sein scheint.

    LG,
    Josef Bordat

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  6. Es ist wichtig aufzuhören auf alles einzugehen - Alpha sein. Dieses gejammere und geschimpfe ist einfach nur ein "Shit-Test" von Seiten Gesellschaftlicher Organisationen.

    Indem man anfängt sich darauf einzulassen, hat man schon verloren. Entweder man ist Alpha oder nicht.

    Hmm die Konzepte vom "Pick-Up" sind schon brauchbar für andere Bereiche..

    Fritz

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