Mittwoch, 17. August 2011

das ist jetzt etwas hart.

mit dem nachdenken über das hier bin ich immer noch nicht fertig. und dann klatscht mir heute beim deutschlandfunk-hören eine kurzmeldung in die ohren, die hier etwas vertieft wurde (leider kann ich kein spanisch und kann die originalquelle nicht bewerten).

im zuge der diskussion über die legitimität von vergleichen nach dem erwähnten posting vom herrn alipius wurde von ihm angeführt (und von josef bordat ausgeführt), dass man den anfängen (lat. principium) wehren solle.

da plante also wohl ein (mutmaßlicher - mal abwarten, was die nachrichtenlage noch so hergeben wird) katholik einen gewaltsamen angriff auf eine gegendemo.

die geisteshaltung entspricht, wenn ich mir die argumentationslinie von neulich zu eigen mache, im prinzip (beginn, anfang) einer, der sich faschisten und nazis bedienen.

tja. tuts weh? mir schon. mit stoiber zu sagen: ich leide wie ein hund.

ich mag immer noch keine nazivergleiche. weil sie immer noch nach totschlagargument stinken.

die beobachtung hier ist: es braucht keinen säkularen szientismus, um menschenverachtend drauf zu sein. falsch verstandener katholizismus (wenn es denn so ist) reicht auch heute noch manchmal aus.

und jetzt: auftritt der apologeten? wer als erster "aber das ist doch was völlig anderes" schreibt, gewinnt einen gummipunkt.

8 Kommentare:

  1. Der Vergleich mit Anders B. Breivik kommt sicher!

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  2. stanislaus, ich meinte eigentlich nicht den aufschrei, der nun wieder von seiten unserer religionskritischen freunde zu erwarten steht, sondern wollte anregen, gewisse tendenzen auch auf unserer seite wahrnehmen zu lernen.

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  3. Wer meint, seine Ziele herbeibomben zu können, hat weder aus der Geschichte etwas gelernt, noch hat er sich an grundlegende Gebote des Judentums und des Christentums gehalten.
    Für mich ist zunächst einmal der Täter, der offensichtlich nichts verstanden hat,sein mangelndes Wissen und die fehlende Herzensbildung und nicht der Katholizismus ein Problem, den er falsch verstanden haben könnte.
    Oder hat irgendeine Kongregation in Rom kürzlich den Gebrauch von Handfeuerwaffen zur Evangelisation freigegeben, über Bomben aber keinen Passus abgesetzt, was dieser Mensch (wer immer er chimmer sein mag und was immer auch seine Motive sein könnten)fehlinterpretiert haben könnte? Wohl kaum!

    Was Dein Problem mit den Nazi-Vergleichen angeht:
    Sicherlich ist er in der Vergangenheit immer wieder als "Totschlagargument" mißbraucht worden und wird auch immer wieder so eingesetzt werden, aber dennoch ist zu beobachten, daß die benutzten Wege und Mechanismen immer dieselben sind und immer wieder gleich funktionieren.
    Erst wird intellektuell gezündelt, dann fliegen die ersten Steine oder Kreuze in die Spree und irgendwann wird fortschrittlich und systematisch aufgeräumt.
    Egal ob nationale Sozialisten oder die sozialistische Internationale, ob Spanien (Bürgerkrieg), Deutschland, Sowjetunion, Nord-Korea oder randallierende linke "Antifaschisten": das Prinzip ist dasselbe, nur der Grad der Systematisierung und Konsequenz ist unterschiedlich. Es wird doch wohl nicht erst dann eine Ähnlichkeit nach Deienr Meinug feststellbar sein, wenn der erste GULAG in der Uckermark in Betrieb geht oder?

    Außerdem scheint mir bei Alipius der Vergleich etwas völlig anderes erzielen zu wollen, als sonst beim "Totschlagargument":
    Es geht nicht um die Beendigung einer unbequemen Diskussion durch den Vergleich, sondern um den Beginn einer nötigen Diskussion!

    Die Realität ist manchmal schlicht, schlichter als es uns gefällt!

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  4. Diese Tendenzen gibt es leider auch bei uns. Allerdings sollte man dabei nicht unerwähnt lassen, daß ein Mexikaner weniger solche Parallelen zum Nationalsozialismus kennt als ein Deutscher mit der entsprechenden Konfrontation im Geschichtsunterricht. Ich habe ein Jahr lang im Ausland mit einem politisch linken Katalanen in einer WG gewohnt: Die Sprüche, die dieser drauf hatte, waren beachtlich.

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  5. Richtig: „es braucht keinen säkularen szientismus, um menschenverachtend drauf zu sein.“

    Wer „menschenverachtend drauf“ sein will, braucht sich nicht an ein theoretisches Konzept zu halten. Das ist klar. Was Bauman zeigt (ich beziehe mich auf meine Ausführungen im Kommentarbereich des erwähnten Beitrags bei Alipius), ist die Tatsache, dass die „wissenschaftliche Moderne“ nicht nur schlecht davor schützt, „menschenverachtend drauf“ zu sein (das war ein Topoi der Frühaufklärung: der Böse ist auch zugleich der Dumme, oft wird das heute noch behauptet), sondern dass wir die Menschenverachtung (Baumans Beispiel: Shoa) als inhärenten Aspekt der Moderne verstehen müssen (und nicht als „Rückfall ins Mittelalter“, als „Barbarei“, der wir durch noch mehr Wissenschaft[lichkeit] entkommen könnten). Darum geht’s.

    Und: Wir müssen Menschen, die sich „katholische Christen“ nennen, zugleich aber meinen, es sei in Ordnung, Andersdenkenden oder -glaubenden mit Gewalt zu begegnen statt mit Liebe, entschieden entgegentreten. Gleich am Anfang.

    LG, JoBo

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  6. danke für die beiträge!

    laurentius: klar hat der mann die grundlagen nicht verstanden. aber damit beginnt doch das problem. wir grenzen uns instinktiv von ihm ab und es gibt auf unserer seite die tendenz, zu sagen, der gehöre eigentlich nicht dazu. klar: der widerspruch zu den grundlagen ist offensichtlich.

    es gibt aber auf unserer seite ebenso die tendenz, angesichts der kreuzinswasserwerferei den atheisten zu unterstellen, prinzipiell gewaltbereit und menschenverachtend zu denken. das ist inkonsequent. der atheismus beruft sich doch häufig darauf, auf humanistischer grundlage aufgebaut zu sein. nehmen wir doch das einfach einmal wohlwollend an. ich bin mir sicher, es gibt auf seiten der atheisten auch leute, die sich von gewalt distanzieren, weil sie der grundlage zuwiderläuft.

    zu den nazi-vergleichen: wir müssen uns diesen schuh genau so anziehen (lassen). wenn wir uns erlauben, gewaltbereite atheisten mit nazis zu vergleichen und ihnen verwandtes gedankenschlecht unterstellen, dürfen wir uns nicht dagegen wehren, wenn gewaltbereiten katholiken ähnliches konstatiert wird.

    du merkst richtig an: es geht um den beginn einer nötigen diskussion. aber eben auch bei uns.


    stanislaus: klar sind wir hierzulande anders vorbelastet ... heute früh hieß es im deutschlandfunk in anderem kontext sinngemäß, wir seien weltmeister in selbstreflexion.


    josef bordat: sie bringen es auf den punkt, danke. und ich verspreche hoch und heilig, den bauman gleich heute abend auf platz drei des lesestapels zu legen, damit wäre er dann gleich nach otto mainzers "prometheus" und g. k. chestertons autobiographie dran. :-)


    noch eins: wenn wir solche gewaltbereiten tendenzen nur bei unseren gegnern kritisieren, aber nicht akzeptieren, dass auch der katholizismus solches hervorbringen kann, sehen wir nur den splitter im auge des anderen. und das geht eben nicht.

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  7. ABER DAS IST DOCH WAS VÖLLIG ANDERES!!!!!

    Okay, nachdem ich den Gummipunkt selbst mit dem 7. Kommentar noch einfahren konnte, jetzt ernsthaft:

    Erstens: Ich (und wahrscheinlich die meisten, wenn nicht alle Mitschreiber in der Blogoezese) distanziere mich selbstverständlich von Katholiken, die Giftgasanschläge auf Papstgegner planen.

    Zweitens: Was JoBo sagte.

    Drittens: Der Unterschied, den ich immer noch sehe, ist die mit Sprechchören aufgeheizte Mob-Atmosphäre, die bei gewaltsamen antikirchlichen Gegendemonstrationen häufig zu Tage tritt. Als ich dann in Berlin noch die Zerstörung von Symbolen der Gegenseite durch diesen Mob sah, da war der Weg zur Bücherverbrennung nun mal nicht weit. Und vergleichbare Mobs sehe ich auf katholischer Seite einfach viel seltener (wenn überhaupt).

    Viertens: Es ist gut, daß es weh tut, denn nur so lassen sich möglichst viele Leute mobilisieren, um gegen den Schmerz (hier: bombende Katholiken) etwas zu unternehmen.

    Fünftens: "es braucht keinen säkularen szientismus, um menschenverachtend drauf zu sein." Ich glaube nicht, daß sich aus meinem ursprüngliches Posting, welches die ganze Debatte auslöste, ein Widerspruch zu diesem Zitat erarbeiten läßt. Auch ich bin der Meinung, daß Menschenverachtung (leider) zum Menschen gehört und nicht in eine bestimmte Epoche oder zu einer bestimmten Ideologie.

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  8. alipius, der gummipunkt ist hiermit offiziell zugeteilt. :-)

    zu drittens. es braucht keinen mob. die einstellung einzelner reicht.

    zu viertens. genau. hoffentlich merken es auch genug.

    zum rest: jawoll.

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