Mittwoch, 1. Dezember 2010

sinnsucher

"Wirtschaft ist Krieg!"

... so die aussage eines auf spiegel online zitierten managers, der sich mit etlichen anderen regelmäßig zurückzieht, um ein wenig zen-meditation zu betreiben. um abstand zu gewinnen. um ... ach, was auch immer.

es gibt ja tausendfach manager-seminare, wo irgendwelche geistesgrößen durchgezogen werden, damit die hohen herren der wirtschaft mal ein wenig ethik lernen: seneca für manager, benediktsregel für manager, etc. bla bla bla. manche ziehen sich auch mal für zwei wochen ins kloster zurück.

und was bleibt? ein eintrag im lebenslauf, mit dem man ein wenig angeben kann: auch mal was über seneca gehört, auch mal einzelne zeilen der benediktsregel gelesen, auch mal im kloster gewesen. muss man ja mal gemacht haben.

und was bleibt hängen? üblicherweise nichts. da draußen, wo der krieg herrscht, gelten dann dessen gesetze und regeln munter weiter. aber man kann sich halt auf was berufen. all die seminare sind nur ein kratzen an der oberfläche, ein durchdringen der potenziell vermittelbaren lehren ist in der kürze der zeit gar nicht möglich. (einen deutlichen nachhaltigen eindruck machen vielleicht allenfalls seminare bei rupert lay, aber praktiziert der eigentlich noch?)

ich will den herren ja nicht pauschal unterstellen, nicht wirklich interesse daran zu haben, mehr ethisch vertretbares handeln an den tag zu legen. aber der nur temporäre rückzug auf einen geistigen oder auch geistlichen gipfel ist eben nur so lang befreiend und weitend, wie man sich dort aufhält.

statt dessen muss man sich im täglichen leben, innerhalb der zwänge und konkret gegen sie angehend, stets aufs neue auf die regeln besinnen, die man eigentlich hochhalten will. ob man dafür aber gleich bis zum zen-buddhismus gehen muss ...?

es gibt da noch anderes, abendländlicheres. das stundengebet zum beispiel. es ermöglicht phasen des rückzugs ins innen-oben, des besinnens, mehrmals am tag. und die botschaften, die das christentum vermittelt, sind nun eben nicht die einer radikal marktorientierten turbowirtschaft, sondern ganz andere.

einer der hymnen zur terz beispielsweise enthält diese an den heiligen geist gerichtete strophe (hervorhebung von mir):

"Du atme in uns, treibe uns,
erleuchte uns und sprich uns zu,
du mache unser Herz geneigt,
daß wir zur Liebe fähig sind."

na, dämmerts?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen